Die User Group, „Usability Engineering“ der „software Foren Leipzig“ trifft sich regelmäßige, mit dem Ziel des intensiven Austausch rund um das Thema Usability und User Experience. Ich selber habe bisher an zwei Treffen teilgenommen.
1. Veranstaltung „Usability – Einführung im Unternehmen“ und Quick-Win-Award
Die erste Veranstaltung beschäftigte sich mit der Einführung von User Experience bzw. Usability Themen in Unternehmen. Da dies ein Thema ist mit dem ich mich selber auch schön öfters beschäftigt habe, war ich natürlich sehr neugierig und hoffte neue Anregungen mitnehmen zu können. Leider waren die Vorträge für mich nicht sehr hilfreich. Dies lag nicht an der schlechten Qualität der Vorträge, sondern viel mehr an den unterschiedliche Voraussetzungen der Teilnehmer. Es waren vor allem UX-Professionals aus dem Bereich der Versicherer beim Arbeitstreffen. Diese erstellen GUI-Konzepte nicht für den Endkunden sondern für Mitarbeiter wie z.B. Versicherungsvertreter. Dies ist wahrscheinlich auch ein Grund warum einige Versicherer noch relativ am Anfang stehen, was die unternehmensweite Akzeptanz für Usability betrifft. Da die Zielgruppe der „Versicherungsvertreter“ bzw. die Zielgruppe der „internen Mitarbeiter“ nicht direkt Geld für das Unternehmen erwirtschaften. Daher ist es immer etwas schwieriger für die Optimierung von internen Prozessen, UX-Ressourcen zu erhalten. Ein weiteres Argument, warum für die internen GUI-Prozesse eher auf UX-verzichtet wird, ist das intern natürlich Profis vor den Tools sitzen und die auch mit einer schlecht bedienbaren Oberfläche zurecht kommen.
Insgesamt war es sehr interessant einen kleinen Einblick in den Arbeitstag des UXler bei einen Versicherungsunternehmen zu bekommen. Es gab allerdings aus meiner persönlichen Sicht, keine wirklich hilfreichen Tipps für die Einführung von Usability in Firmen. Dies war unter anderen auch der Grund für mich, bei dem folgenden Treffen der „User Group“ als Referent teilzunehmen.
Hier findet ihr die Agenda des User Group Treffens: „Usability – Einführung im Unternehmen“ und Quick-Win-Award
2. Veranstaltung – „User Tracking – Datenfriedhof oder Usability Tool?“ und „Mein liebstes Tool – Workshop mit den Teilnehmern“
Das zweite Arbeitstreffen hat mir sehr gut gefallen. Es waren sehr interessante Kolleginnen und Kollegen aus anderen großen Unternehmen vor Ort und wir sprachen intensiv über z.B. Sinn und Bedeutung eines Styleguides, der Nutzung des Net Promoter Score (NPS), die Durchführung von automatisierten Tests und viele spannende weitere Themen. Auf die einzelnen Vorträge möchte ich kurz eingehen:
- Juliane Hartmann (m-pathy): 100m Hürden – Liveberichterstattung aus typischen Online-Prozessen
Juliane diskutierte an sehr interessanten Fallbeispielen die Möglichkeiten und Einsatzgebiete von Mouse-Tracking. Mouse-Tracking ist auf jeder Webseite einsetzbar. Hier wird der gesamte Datenstrom des Nutzers aufgezeichnet. Später kann das Nutzungsverhalten z.B. per Klickmap oder Movingmap ausgewertet werden. Bei z.B. auffälligen Verhalten auf der Webseite ist es möglich, Videos von einzelnen Nutzer zu betrachten und im Detail auszuwerten. Natürlich stand auch das Thema Datenschutz zur Diskussion. Hier ist der Vorteil von m-pathy im Vergleich zu einigen Konkurrenten ist, dass der Firmensitz in Deutschland liegt und somit auch das Deutsche Datenschutz Gesetzt gilt.
Sehr gut hat mir auch die Diskussion nach dem Stellenwert von Mouse-Tracking gefallen. Hier erläuterte Juliane das Mouse-Tracking wie viele andere Usability-Methoden Vor- und Nachteile hat und entsprechend kontextabhängig einzusetzen ist.
Die Fallbeispiele könnt ihr euch auch auf der Webseite von m-phaty anfragen (Link zu den Fallbeispielen). - Christina Eckleder (1&1 Internet AG): Erheb doch mal die User Experience! – Einsatz und Ergebnisse der Valenzmethode
Im Vortrag von Frau Eckleder ging es um die Messbarkeit von User Experience mit der Valenzmethode. Ich selber kannte diese Methode noch nicht und war daher sehr gespannt auf die Präsentation. Die Methode liefert zum einen eine UX-Kennzahl zwischen -1 und +1 und zum anderen die Möglichkeit den Testgegenstand nach Bedürfnissen (Kompetenz, Sicherheit, Autonomie, Popularität, Selbstbewusstsein, Ruhe, Geld & Luxus, Verbundenheit) zu bewerten. Die Valenzmethode ist wie folgt aufgebaut:Explorative Phase: Bei der Valenzmethode bewerten Nutzer den Testgegenstand in einer 6-8 minütigen explorativen Phase per Marker entweder positiv oder negativ. So kann der Nutzer z.B. die Navigation der Webseite als positiv bewerten und das Design des Headers als negativ.Retrospektive Phase: Anschließend wird per Laddering Befragung der Grund für die positive bzw. negative Bewertung herausgefunden. Aufgrund der Aussagen der Nutzer kann das entsprechende Bedürfnis abgeleitet werden.Anschließend wurde intensiv über Bedeutung der Valenzmethode und über die UX-Kennzahl diskutiert. Ich war an einigen Punkten etwas skeptisch dieser Methode gegenüber. Vor allem das die Nutzer sich explorativ durch die Webseite bewegen, macht es schwierig die Ergebnisse der einzelnen Nutzer zu vergleichen. Aber ich denke das man einfach mal selber die Valenzmethode ausprobieren sollte und diese falls notwendig an seine eigenen Bedürfnisse anpasst. - Patrick Harms (Georg-August-Universität Göttingen): Automatisierte Usability Evaluation – Geht das?
Patrick sprach über seine aktuelle Dr. Arbeit. Hier beschäftigt er sich mit der Automatisierung von Usability Evaluation. Er stellte uns verschiedene Methoden zur Automatisierung wie z.B. WebRemUsine, oder das GOMS Model vor. Allerding war hier keine wirklich erfolgreiche Methode dabei. Meisten lief es auf eine Teilautomatisierung z.B. durch Software Unterstützung hinaus.
Soweit wie ich es verstanden hatte, forscht er an einem eigenes Modell. Hier ist die Idee den Datenstrom zwischen Nutzer und Webseite komplett aufzuzeichnen und basieren auf bestimmten Nutzer Verhaltensweisen, automatisiert, auf Usability-Probleme Rückschlüsse zu ziehen. - STRATO AG und User Experience – Verschiedene Analysemethoden im Einsatz
Mein Vortag war zweigeteilt. Im ersten Abschnitt habe ich über das ganze Thema Einführung von Usability in Unternehmen gesprochen. Hier habe ich erstmals meine Erfahrungen zu diesem Thema komplett zusammengetragen. Anschließend stellte ich verschiedene Analysemethoden bei STRATO vor.
Das ganze Thema „Schaffen von Akzeptanz für Usabiliy“ beschäftigt mich ja bereits eine ganze Zeit. Daher habe ich basierend auf dem Vortag bei den Softwareforen Leipzig, noch mal das ganze Thema neu strukturiert und in einem ausführlichen Artikel zusammengetragen. Die Ergebnisse werde ich hier demnächst veröffentlichen.